Entdeckt wurde das Vitamin D, als nach einem Heilmittel für Rachitis gesucht wurde. Im Jahr 1919 wurde gezeigt, dass eine Heilung von Rachitis, einer Form von Osteoporose bei Kleinkindern und Jugendlichen, mit der Bestrahlung von künstlich erzeugtem UV-Licht möglich ist, zwei Jahre später wurde die Bestrahlung mit normalem Sonnenlicht nachgewiesen. Zur gleichen Zeit, aber unabhängig von den Erkenntnissen, war ein britischer Arzt davon überzeugt, dass Rachitis durch ein Defizit bei der Ernährung ausgelöst wird und hat an Experimenten mit Hunden aufgezeigt, dass Rachitis mit Milch, Butter und insbesondere Lebertran geheilt werden konnte. Er ist davon ausgegangen, dass das Vitamin A im Lebertran dafür verantwortlich war. Vitamin A wird durch Oxidation zerstört, jedoch ist er nach der oxidativen Behandlung nach wie vor in der Lage, Rachitis bei der Heilung zu unterstützen. Ein Chemiker und ein Kinderarzt sind zum Ergebnis gekommen, dass nicht Vitamin A, sondern ein weiterer Stoff dafür verantwortlich ist und nannten es, als das vierte der damals bekannten Vitamine nach A, B und C Vitamin D. Zu Beginn der Industrialisierung, wo viele Menschen unter Tag oder in dunklen Fabriken arbeiteten, wurden besonders viele Mangelerscheinungen beobachtet.
Erst in den letzten Jahren konnte die Wissenschaft Vitamin D genauer erforschen, weil zuvor die notwendigen Möglichkeiten für die Messungen des Vitamin D Spiegels im Blut und Gewebe nicht gegeben waren. Dabei wurde bei der Bevölkerung eine Unterversorgung festgestellt, welche alle Vorstellungen übertroffen haben.
Was ist überhaupt Vitamin D?
Vitamin D gehört zu den wichtigsten Vitaminen und ist auch als Sonnenvitamin bekannt, weil der Körper zur Herstellung UV-B-Strahlung benötigt. In der Winterzeit ist eine genügende Eigenproduktion von Vitamin D aufgrund von weniger Sonnenstunden und der geringeren Intensität der Sonne nicht immer gewährleistet, weil nicht genügend UV-B-Strahlung zur Erdoberfläche gelangt.
Im Gegensatz zu anderen Vitaminen kann sich Vitamin D bei genügend Sonnenstrahlung selber bilden und nur ein kleiner Teil des Vitaminbedarfs wird über die Nahrung gedeckt. Außerdem ist es das einzige Vitamin, welches die biologisch aktive Form von einem Hormon hat und somit kein reines Vitamin ist.
Die Versorgung im Körper mit Vitamin D
Ungefähr achtzig Prozent des Vitamin D-Bedarfs werden über die Haut produziert, unter der Voraussetzung, dass diese genügend Sonnenlicht erhält. Durch die UV-B-Strahlung stellt Provitamin D3, eine Vorstufe von Vitamin D, in der Haut das Prävitamin D3 her, welches über den Blutkreislauf in die Niere sowie die Leber gelangt und im Endeffekt zum Vitamin D (Calcitriol) umgewandelt wird. Nur ein geringer Anteil für die Versorgung mit Vitamin D erfolgt über die Nahrungsaufnahme.
Für den täglichen Vitamin D-Bedarf reichen ungefähr fünfzehn Minuten natürliche Sonnenstrahlung aus. Sonnenschutzmittel mit dem Lichtschutzfaktor 20 und mehr blocken allerdings bis zu fünfundneunzig Prozent der UV-Strahlung und verhindern so die Bildung von Vitamin D.
Speicherung von Vitamin D
Vitamin D kann vom Körper normalerweise für einige Monate im Fett- und Muskelgewebe sowie in kleinen Mengen in der Leber gespeichert werden. Die Speicher tragen in der Winterzeit zur Versorgung und sollten im Frühjahr wieder gefüllt werden.
Wirkung von Vitamin D
Vitamin D sorgt für eine Vielzahl von Stoffwechselvorgängen. Die verwertbare Form Calcitriol wird in der Haut, der Leber sowie den Nieren umgewandelt und erzielt so die Wirkung als Prohormon, beeinflusst damit den Kalzium- und Phosphorhaushalt und stellt eine genügende Aufnahme von Kalzium sowie die Speicherung in den Knochen und Zähnen sicher.
Vitamin D-Rezeptoren sind in über dreißig verschiedenen Körpergeweben gefunden worden, beispielsweise an den Wänden der Blutgefäße, den weiblichen Eizellen, den Prostatazellen, den Herz- und Skelettmuskeln, in den Zellen der Bauchspeicheldrüse sowie im Hirn, der Haut und den Lymphknoten.
Ursachen von Vitamin D Mangel
Die Hauptursache eines Vitamin-D-Mangels ist meistens ein Sonnenmangel; weitere Faktoren sind Alter, Hauttyp und Sonnenschutzmittel. Die Ernährung spielt nur eine kleine Rolle.
Der Anteil an Vitamin D in einigen Lebensmitteln ist im Verhältnis zur Unterstützung der Sonne sehr gering. Ursache eines Vitamin-D-Mangels ist also fast immer die fehlende Vitamin D-Synthese in der Haut.
Ein Mangel kann auch ein Hinweis auf eine Blutarmut oder einen Eisenmangel sein.
Ernährungsbedingte Ursachen
Die Ernährung ist nie die alleinige Ursache, aber eine Vitamin D-arme Ernährung kann das Risiko deutlich erhöhen. Vitamin D ist vorwiegend in tierischen Lebensmitteln zu finden, ein erhöhtes Vorkommen jedoch ist fast nur in fettreichem Fisch zu finden. Es gibt auch pflanzliche Vitamin D-Quellen, besonders in Pilzen, jedoch ist der Gehalt sehr gering.
Das Risiko für einen Vitamin-D-Mangel erhöht sich in den Wintermonaten bei der Ernährung ohne Fisch sowie einer vegetarischen oder veganen Ernährung. Des Weiteren können Aufnahmestörungen (beispielsweise Krankheiten des Magen-Darm-Traktes oder Entzündungen) oder
Erkrankungen mit geringer Fettaufnahme (beispielsweise exokrine Pankreasinsuffizienz) zu einem Mangel führen.
Sonnenbedingte Ursachen
Die Ursachen für eine fehlende Synthese durch die Sonne können sich aus mehreren Faktoren zusammensetzen und stellen ein Risiko dar:
– Effektiver Sonnenmangel durch zu viel Aufenthalt in geschlossenen Räumen
– Hauttyp (je dunkler die Haut, desto mehr Sonne ist nötig)
– Sonnenschutzmittel
– Tragen von langer Kleidung
– Hautkrankheiten wie beispielsweise Schuppenflechte
Menschen in diesen Risikogruppen haben unter Umständen einen höheren Bedarf an Vitamin D und sollten diesen mit entsprechenden Präparaten ergänzen.
Je weniger sich im Freien aufgehalten wird und je weniger direkte Sonne die Haut erreicht, desto wichtiger ist die Zugabe von Vitamin D über die Ernährung oder Präparate.
Weitere Ursachen
Einige Krankheiten, und leider auch diverse Medikamente, können die Verwertung und Regulation von Vitamin D stören, auch wenn der Körper genügend davon zur Verfügung hat. Das Vitamin kann nicht mehr in seine aktive Form umgewandelt werden und dadurch keine Wirkung mehr entfalten. Bei einigen Faktoren können die Blutwerte aber auch im Umkehrverfahren täuschen und der Vitamin D-Spiegel ist deshalb niedriger, weil der Körper zu viel aktives Vitamin-D umwandelt, was so nicht direkt gemessen werden kann.
Vitamin-D-Verwertungsstörungen können bei Nierenerkrankungen, Erkrankungen der Galle oder Leber, genetischen Störungen, Nebenschilddrüsenerkrankungen, granulomatösen Erkrankungen, Tumore,
Einnahme von bestimmten Medikamente wie beispielsweise Antiepileptika oder einem Magnesium-Mangel auftreten.
Symptome von einem Vitamin D-Mangel
Die Symptome eines Vitamin D-Mangels sind nicht nur sehr vielfältig und äußern sich sehr unterschiedlich, sie können auch Anzeichen von anderen Mängeln oder Erkrankungen sein und werden deshalb meist nur als Zufallsbefund festgestellt. Dabei kann es sich um Anzeichen wie
– anfällig auf Infektionen
– schlechte Wundheilung
– Müdigkeit
– Leistungsabfall
– schlechte Stimmung
– Depression
– Schlafstörungen
– Knochen- und Rückenschmerzen
handeln.
Bei einer andauernden Unterversorgung mit Vitamin D kommt es, abhängig vom Alter des Betroffenen, zu schwerwiegenden Störungen des Knochenstoffwechsels und anderen Problemen.
Vitamin D-Mangel bei Kindern
Bei Kindern gibt es weitere Anzeichen, welche auf einen Mangel an Vitamin D hinweisen können.
Rachitis bei Kindern ist eine Erkrankung der Knochen, welche das Wachstum beeinflusst. Je nach Gegebenheiten erkranken Stadtkinder häufiger als Dorfkinder.
Typische Symptome einer Rachitis:
Erweichung der Knochen
Knochenverformungen
Muskelschwäche
Krampfanfälle
Verkrümmungen der Beine oder der Wirbelsäule
aufgebogener Brustkorb
Bei Babys können zusätzlich Aufreibungen der Rippen, leicht einzudrückende Knochen sowie ein langsames Schließen der Schädelnähte vorkommen.
Der Grund von einer Rachitis ist unter anderem darin begründet, dass sie einen erhöhten Bedarf an Vitamin D aufweisen und mehr von der Sonneneinstrahlung geschützt werden als Erwachsene.
Diagnose
Der Mangel an Vitamin D wird durch eine spezifische Untersuchung vom Blut festgestellt.
Behandlung
Grundsätzlich kann eine verbesserte Vitamin D-Versorgung durch regelmäßige Sonneneinstrahlung und einer reichen Vitamin D Ernährung erzielt werden. Ist eine ungenügende oder fehlende Eigenproduktion vorhanden, reicht die Zugabe von Vitamin D durch die Nahrung nicht aus und der Speicher wird nicht aufgefüllt, sodass ein Ungleichgewicht entweder über eine verstärkte Sonneneinstrahlung oder eine Lichttherapie und/oder durch die Einnahme von Vitamin D-Präparaten ausgeglichen werden muss.
Das Solarium ist für einen Mangel an Vitamin D keine Alternative, weil die meisten Bestrahlungslampen hauptsächlich mit UV-A-Strahlen ausgerüstet sind und deshalb nicht zur Bildung von Vitamin D beitragen
Vitamin D in der Nahrung
Der Bedarf von Vitamin D ist zwischen zehn und zwanzig Prozent über die Nahrung abgedeckt, wobei das Vitamin nur selten in Lebensmitteln zu finden ist. Die höchsten Konzentrationen finden sich in
– Aal, Lachs, Hering oder Makrele, Kabeljau, Thunfisch
– Butter
– Eier
– Leber
– Austern
– Sprossen und Löwenzahn
– Stein- und Shiitake-Pilze
– Haferflocken
– Süßkartoffeln
– Sesamöl
Inhaltsstoffe von Vitamin D-Präparaten
Vitamin D ist eine Gruppe von fettlöslichen Vitaminen und gehört zu den natürlich vorkommenden chemischen Verbindungen der Secosteroiden, welche sich aus den Steroiden ableiten. Dazu gehören Vitamin D3 Cholecalciferol und Vitamin D2 Ergocalciferol, welche sich Wesentlich unterscheiden:
Vitamin D3 wird entweder durch die endogene Synthese des Körpers hergestellt oder über die Ernährung durch tierische Produkte aufgenommen. Vitamin D2 kommt in Fichten, Pilzen sowie Pflanzen vor und enthält Chlorophyll, welches durch die Photosynthese und damit mit dem Sonnenlicht gewonnen wird. Ergocalciferol wird aus dem wichtigen Naturstoff von Pflanzen synthetisiert.
Die tierische Variante Vitamin D3 wird in der Regel durch Wollwachs oder Fischöl und die pflanzliche Variante Vitamin D2, durch Pilze, Flechten und anderen Pflanzenölen gewonnen.
Vitamin D bei Osteoporose und entzündeten Gelenken
Die Osteoporose wird hauptsächlich auf einen Vitamin D- und teilweise auf einen Vitamin K-Mangel zurückgeführt. Vitamin D kann die Festigkeit der Knochen aufrechterhalten, den Knochenverlust bei Osteoporose verlangsamen und/oder das Risiko von Knochenbrüchen erheblich senken.
Vitamin D wirkt sich außerdem positiv auf entzündete Gelenke, wie beispielsweise Arthritis, aus.
Ein allfälliger Vitamin D Mangel bei Männern kann zu einer verminderten Anzahl von befruchtungsfähigen Spermien führen. Der Grund dafür liegt in der Vermutung, dass Vitamin D von den Spermien benötigt wird, damit diese in die Eizelle eindringen und befruchtet werden können.
Bei Frauen wird ein Vitamin D-Mangel im Zusammenhang mit einer eingeschränkten Fruchtbarkeit vermutet und als Risikofaktor von Schwangerschaftskomplikationen gesehen.
Vitamin D für das Immunsystem
Vitamin D aktiviert die weißen Blutkörperchen, fördert das Wachstum von gesunden Zellen und eliminiert mutierte und abnormale Zellen.
Diabetes und Insulin
Vitamin D sorgt für die Insulinausschüttung von der Bauchspeicheldrüse; ein Vitamin D-Mangel kann zu einer verminderten Insulinsekretion führen und gilt somit als Risikofaktor. In Studien wurde nachgewiesen, das Vitamin D bei Diabetikern die Herz- und Kreislauffunktion verbessern kann.
Vitamin D während der Schwangerschaft und in der Stillzeit
Besonders wichtig ist eine ausreichende Versorgung in der Schwangerschaft, damit eine gesunde Entwicklung des Fötus gewährleistet ist. Auch während der Stillzeit ist ein positiver Vitamin D-Status wichtig, weil die Muttermilch nur geringe Mengen an Vitamin D aufweist.
Erhöhter Bedarf an Vitamin D
Nicht nur im Winter, auch im Sommer werden viele Menschen aufgrund von verschiedenen Gegebenheiten nicht mit genügend natürlicher Sonnenstrahlung über die Haut versorgt und sollten Vitamin D zusätzlich durch die entsprechende Nahrung und/oder als Nahrungsergänzung einnehmen.
Menschen mit Übergewicht: haben oftmals einen erhöhten Vitamin D- Bedarf, weil das fettlösliche Vitamin D von den Fettzellen gebunden wird.
Die Haut bei älteren Menschen verliert einen Teil der Fähigkeit, Vitamin D zu produzieren, damit ist der Kalziumstoffwechsel für gesunde Knochen und ein gesundes Immunsystem gefährdet.
Bei dunkelhäutige Menschen: blockiert die dunkle Haut das UV-Licht und schränkt so die Vitamin D-Synthese ein.
Überdosierung von Vitamin D
Eine Überdosierung durch die Sonneneinstrahlung oder der Einnahme von Vitamin D-haltigen Lebensmitteln und Präparaten höchst unwahrscheinlich, wenn die vorgegebenen Einnahmemengen eingehalten werden, ansonsten entsteht eine Überdosierung, und damit ein erhöhter Kalziumspiegel, welcher Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder Herzrhythmusstörungen auslösen kann. Als mögliche Langzeitfolgen sind die Verkalkung der Nieren oder Nierensteine möglich.
Vitamin D kombiniert mit Vitamin K2
Vitamin K2 ist dafür verantwortlich, dass das Kalzium verwertet wird, deshalb sollten Vitamin D-Produkten stets Vitamin D3 und K2 enthalten.
Vitamin D und Vitamin K wirken synergistisch, was bei einer Substitution von Vitamin D zu einem Mangel führen kann. Besonders bei hohen Tagesgaben kann es zu einer Umkehr des positiven Effektes von Vitamin D in Bezug auf den Kalziumgehalt und den Abbau von Kalkplaques aus den Blutgefäßen kommen, weil auch Vitamin K einen Einfluss auf den Kalziumstoffwechsel zu haben scheint.
Weitere mögliche Symptome für einen Vitamin D Mangel
Nicht alle Symptome sind zwingend auf einen Vitamin D-Mangel zurückzuführen, nachfolgend aufgeführte Symptome sollten aber dahingehend abgeklärt werden, weil sie oft nicht mit Vitamin D in Verbindung gebracht oder zu spät erkannt werden. Mit der Abklärung können auch andere Krankheiten ausgeschlossen, vermieden oder frühzeitig erkannt werden. In jedem Fall sollte ein Arztbesuch mit dem persönlichen Hinweis auf einen Vitamin D-Mangel in Betracht gezogen werden.
– Herz-Kreislauf-Erkrankungen
– Bluthochdruck
– Kreislaufprobleme und Schwindel
– Kopfschmerzen und Migräne
– Verdacht auf Diabetes
– Knochenerkrankungen
– Brüchige Fingernägel und/oder weiße Flecken auf der Oberfläche
– Zahnprobleme
– Dünnes Haar und/oder Haarausfall
– Muskelprobleme
– Psychische Problem
– Konzentrationssch